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Dissertationsprojekt Dr.phil. Dr.med. Jürgen W. Dollmann

Spirituelle Diskurse und Performanzen in deutschen Ayurveda-Einrichtungen: Transdisziplinäre, integrative Analyse eines „ganzheitlichen“ Therapieverfahrens

Abgeschlossene Promotion

Dr.phil. Dr.med. Jürgen W. Dollmann

Nachdem es seit dem 18. Jahrhundert in Europa zu einer Ausdifferenzierung zwischen Teilsystemen der Gesellschaft wie zum Beispiel der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin einerseits und Religionen andererseits gekommen war, ist in jüngster Zeit eine "Entdifferenzierung" beobachtbar: Beispielsweise bringen die etablierten Kirchen wieder vermehrt Krankensalbungen zur Anwendung, und in der sogenannten Evidenzbasierten Medizin spielt "spiritual care" v.a. im Bereich Onkologie und Palliativmedizin eine zunehmend große Rolle. Im Bereich der Komplementär- und Alternativmedizin wird oft die Einheit von "Körper, Geist und Seele" betont, weiterhin zeigen sich dort häufig religiöse und spirituelle Semantiken, Materialitäten und Praktiken. Viele dieser alternativ oder komplementär zur Schulmedizin verstandenen Therapien bezeichnen ihren Ansatz als "ganzheitlich" in Abgrenzung zur Schulmedizin. Ein typisches Beispiel wäre der aus dem indischen Subkontinent stammende Ayurveda, welchem eine jahrtausende alte Geschichte im Zusammenhang mit hinduistischen Traditionen zugeschrieben wird.

In der Dissertation werden Ayurveda-Einrichtungen in Deutschland mittels dichter Beschreibung des Settings, teilnehmender Beobachtung und qualitativen Interviews untersucht, weiterhin wird eine Internetrecherche unter dem Aspekt Branding und Marketing durchgeführt. Im Zentrum der Arbeit steht das Zusammenwirken von sinnlicher Körperwahrnehmung und dem jeweiligen materialen Kontext. Dieses Setting kann als "sensational forms" aufgefasst werden, wodurch sich für Patient:innen ggf. die Erfahrung einer "Ganzheitlichkeit" und/oder "Spiritualität" ergibt. Die Durchdringung von "Heil" und "Heilung" und somit eine andere Erwartungshaltung an den Therapieeffekt im Vergleich zur Schulmedizin spielt dabei eine Rolle. Neben religionswissenschaftlichen Theorien wird mit einem erweiterten Embodiment-Ansatz, der auch neue Theorien des verkörperten Geistes mit einbezieht, die Erfahrung der Akteur:innen kulturwissenschaftlich analysiert und eingeordnet. Aktuelle kognitions- und neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die sinnliche Wahrnehmung der Umwelt synästhetisch und zudem untrennbar vernetzt mit motorischen Aktionsmustern erfolgt, was als "sensomotorische Kontingenzen" nachgewiesen werden und Kohärenzerfahrungen triggern kann.

Der Körper der Akteur:innen und das entsprechende Setting von Ayurveda-Einrichtungen werden in der Dissertation als "Medien" analysiert und mittels einer transdisziplinären Methodentriangulation an die entsprechenden Akteurs-Erfahrungen von "Ganzheitlichkeit" und "Spiritualität" zurückgebunden.

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