RELIGIÖSE TRANSFORMATIONEN DER GEGENWART Moderne Buddhismen
Unter Einfluss der Globalisierung und damit einhergehender Kulturkontakte hat sich das, was häufig essentialisierend als „Buddhismus“ verstanden wird, transformiert. Entstanden sind vielseitige Ausgestaltungen, die als „Moderne Buddhismen“ bezeichnet werden.
Unter diesem Begriff werden sowohl die verschiedenen modernen Formen buddhistischer Traditionen in den asiatischen Ursprungsländern als auch die vielgestaltigen Neuformationen in vornehmlich urbanen Zentren hochindustrialisierter Länder bezeichnet. Kennzeichnend für die Modernen Buddhismen vor allem außerhalb Asiens sind eine angenommene Kompatibilität mit Naturwissenschaft und rationalem Denken, Werten wie Demokratie, Frieden und Gleichberechtigung sowie der ihnen zugeschriebene Fokus auf Meditation, therapeutisches Potential und Wellbeing. Das Vertrauen in die Kraft des buddhistischen Dharma, das Streben nach diesseitigem und jenseitigem Nutzen und die enge Verbindung zu Staat und Herrschaft, wie sie in den asiatischen Traditionen des Buddhismus eine wichtige Rolle spielen, sind dabei in Vergessenheit geraten und werden zum Teil von modernen Vertretern und Vertreterinnen als magisch oder abergläubisch abgelehnt. Zugleich transformieren Vorstellungen eines entmythologisierten und psychologisierten Buddhismus seine Wahrnehmung und Praxis in den asiatischen Ursprungsländern. Das Forschungsinteresse am Institut für Religionswissenschaft in Heidelberg richtet sich vor allem auf die Popularität, Rezeption und Praxis buddhistisch inspirierter Formationen in Deutschland und Nordeuropa.