Dissertationsprojekt Rozalia Drobina, M.A.

„Kosovo ist Serbien“ – Serbiens Kosovo-Politik als religionsanaloge Formation

Laufende Promotion

Rozalia Drobina, M.A

Jüngste Spannungen zwischen Serbien und Kosovo zeigen, mit welcher die Thematik die serbische Identität zusammenhängend mit dem Kosovo in der serbischen Öffentlichkeit diskutiert wird.

Serbien erkennt die von Kosovo im Jahre 2008 ausgerufene Unabhängigkeit weiterhin nicht an. Dieser Entscheidung Serbiens liegt eine über die Jahrhunderte gewachsene Wechselwirkung der Serbisch Orthodoxen Kirche (SOK), konstruierter serbischer Ethnizität und der daraus entstandenen serbischen Identitäts- und Nationsbildungsdiskurse zugrunde, die sich heute im öffentlichen Diskurs um Identitätsmarker wie Religion, Ethnie und Nationalität zeigt. Dabei wird Kosovo im serbischen Diskurs nicht nur als geographischer Ort verstanden, sondern erfährt darüber hinaus die Zuschreibung einer kulturellen Wertigkeit. In dieser kulturellen Wertigkeit vereinen sich identitätsbildende nationale, ethnische und religiöser Marker. Ein möglicher Verlust dieses Ortes führt bei serbischen Akteuren zur Furcht die eigene Identität zu verlieren. 

Wie verläuft eine religiöse Traditionsbegründung, wenn sich die vermeintlich gedachte stabile Ordnung des politischen Systems auf wackeligen Beinen befindet und dies eine gewisse Unsicherheit für die in ihr lebenden Akteure darstellt? Wird sich von Seiten der serbischen Regierung die eventuelle Besinnung der Bevölkerung auf kulturelle Werte sowie Identität erhofft? 

In dieser Arbeit möchte ich diskursanalytisch untersuchen, wie sich die Aushandlungsprozesse politischer Instrumentalisierung religionspolitischer Kontexte im serbischen Diskurs vollziehen.

Über die letzten 40 Jahrzehnte rückte dabei insbesondere die Kosovo-Schlacht von 1389 als Schlüsselereignis in das kollektive Bewusstsein der serbischen Bevölkerung und unterlag dabei einem religionsanalogen Transformationsprozess. Während die Erinnerung an die Kosovo-Schlacht vor und während des kommunistischen Regimes nur innerhalb religiöser Fachzeitschriften der SOK eine Rolle spielte, instrumentalisieren politische Akteure im kommunistischen Jugoslawien die Erinnerung an die Kosovo-Schlacht ohne religiöse Elemente und deuten diese für den kommunistischen Sprachgebrauch um. Folglich wird das Motiv der Kosovo-Schlacht im Post-Kommunismus anschlussfähig und wird im serbischen Diskurs - bis heute - in Krisenzeiten zur Stiftung serbischer nationaler Identität verwendet. Dabei entfaltet das religionshistorische Motiv der Kosovo-Schlacht zum einen eine religionsdeutbare Wirkungsmacht und zum anderen wird es auch religionsanalog wirkungsmächtig.